Sagen zwischen Rhein und Tauber
A - B - C - D - E - F - G - H - I - J - K - L - M - N - O - P - Q - R - S - T - U - V - W - Z -
Das Steinkreuz, bei Windischbuch –
97944 Boxberg / OT Windischbuch, Main-Tauber-Kreis (Franken)
An der Straße von Windischbuch nach Assamstadt steht ein Steinkreuz. Davon wird
erzählt: Die Schweden hatten in Windischbuch ihr Quartier. Sie zogen fort nach
Assamstadt. Ein Offizier merkte, daß er seinen Geldgurt nicht mehr hatte. Er
dachte, er hätte ihn im Quartier vergessen, und schickte seinen Burschen zurück.
Der konnte aber den Gurt im Dorf nicht finden. Er kam und meldete das seinem
Herrn. Da zog dieser seinen Säbel und stach den Burschen tot. Als er dann
weiterritt, sah er, daß der Geldgurt an seinem Sattel gehangen hatte, etwas
versteckt. Da reute es den Offizier, daß er seinen Diener umgebracht hatte, und
zur Sühne ließ er am Ort des Geschehens ein Steinkreuz setzen. Der Bursche liegt
darunter begraben.
(Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 427)
Die zwölf Steinkreuze – Ettlingen (II - VIII)
In früheren Zeiten hatte die Stadt Ettlingen ausgedehnte Waldungen, die sich
weit ins Albtal hinein bis in die Gegend von Bernbach erstreckten. In diese
Wälder ließen die Ettlinger Bürger ihre Schweine zur Mast treiben. Sie ließen in
der Nähe des Klosters Frauenalb einen Schweinestall errichten, in den der
Schweinehirt die Borstentiere über Nacht eintreiben konnte. Die Klosterleute von
Frauenalb beklagten sich darüber, daß sie der Geruch des Schweinestalles
belästige. Sie erboten sich, den Stall auf ihre Kosten abzureißen und an einem
entlegeneren Platz wiederaufzubauen. Doch die Ettlinger lehnten ab. Eines Tages
kam die Botschaft nach Ettlingen, daß die Schweinestiege abgebrannt sei. „Das
haben die Klosterleute getan!" eiferten die Ettlinger. Sie rotteten sich
zusammen und zogen nach Frauenalb. Dort übten sie eine unchristliche Vergeltung,
indem sie sämtliche Gebäude des Klosters niederbrannten. Wegen dieser Tat erhob
die Äbtissin des Klosters Klage beim Kaiser. Dieser verurteilte sämtliche zwölf
Ratsherren zum Tode. Die Hingerichteten wurden auf der Richtstätte begraben und
für jeden ein Sühnekreuz gesetzt. Später wurden dann die Kreuze zur
Alexiuskapelle gebracht.
(Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 46)
Die Hirtensteine –
Heiligkreuzsteinach / OT Lampenhain
Hinter dem Eichelberg, auf der Lampenhainer Höhe, erheben sich uralte
Steinkreuze, wenig auffällig, weil sie fast im Erdboden versunken sind. Sie
werden im Volksmund die Hirtensteine genannt. Vor vielen Jahren, so erzählt die
Sage, war die Gegend noch nicht mit Wald bepflanzt. Nur dürftiges Gras und
niederes Gestrüpp wuchsen auf dem sandigen Boden, der deshalb nur als Weide
benutzt werden konnte. Zwei Hirten gerieten hier einmal in Streit miteinander,
weil jeder den wahren Glauben haben wollte. Sie ereiferten sich so sehr und
wurden so heftig, daß sie mit der Hacke aufeinander losgingen. Schwer verletzt
starben beide, noch bevor ihnen Hilfe gebracht werden konnte. Zur Erinnerung an
diese schaurige Begebenheit haben fromme Leute zwei Kreuze am Tatort aufrichten
lassen, verschieden nach Form und Größe, was zum Ausdruck bringen sollte, daß
jeder der Hirten einen anderen Glauben hatte.
(Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 177)
Der Schneiderstein – 68766 Hockenheim
An der Landstraße, der heutigen Bundesstraße 36, stand vor dreißig Jahren noch,
kurz bevor sie nach Speyer abzweigt, ein alter Stein. In ihn war eine Schere,
eine Zwirnsfadenrolle und eine Nadel eingehauen. Die Sage erzählt, daß hier ein
Schneider einen Kameraden auf der Wanderschaft erschlagen und seiner Barschaft
beraubt hab. Deshalb gehe der Geist des Mörders heute noch dort um. Als einmal
ein Hockenheimer Pfarrer zur Aushilfe in Wiesental Kirche halten wollte, habe
das Pferd, das seine Chaise zog, an dieser Stelle gescheut und war um alle Welt
nicht weiterzubringen. So erzählte es Frau Katharina Klee, die vor Jahren im
Alter von 98 Jahren gestorben ist. Set Stein wurde bei der Verbreiterung der
Straße aus Unachtsamkeit verschüttet. Aber die Flurnamen "Schneiderrain" und
"Schneidersteinstücker" bewahren die Erinnerung an Denkmal und Schneidermord.
(vgl. Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 26)
Anmerkung: Das genannte Gewann Schneidersteinstücker grenzt unmittelbar
an die Gemarkungen Neulußheim und Reilingen.
Das „Schwedenkreuz" bei Höpfingen –
74746 Höpfingen, Neckar-Odenwald-Kreis
In Höpfingen steht im Gewann „Heidlein" am Hardheimer Weg ein Steinkreuz, das
„Schwedenkreuz" genannt wird. Es soll aus dem Dreißigjährigen Krieg stammen.
Damals hausten auch in Höpfingen die Schweden, zündeten viele Häuser an und
verwüsteten den Ort. Als sie dann in Richtung Hardheim abzogen, nahmen sie noch
einen Bürger mit und erschossen ihn unterwegs. An der gleichen Stelle wurde das
Kreuz errichtet und „Schwedenkreuz" genannt.
(Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 431)
Das Wolfskreuz bei Waldstetten –
74746
Höpfingen, OT Waldstetten
An der Straße von Waldstetten nach Altheim, ungefähr 2 km vom Ort entfernt,
steht am Wiesenrand vor dem großen "Pfaffensteigwald" ein mächtiges
Sandsteinkreuz mit zwei Querbalken. Außer der Jahreszahl 1730 weist es keinerlei
Beschriftung auf. An das Kreuz knüpft sich folgende Sage: Zur Zeit, als die
hiesige Gegend noch schwach besiedelt war, litt das Land unter einer schweren
Wolfsplage. Ein Schäfer, der dort vor dem großen Wald seine Schafe hütete, kam
einst in angetrunkenem Zustand ins Dorf gerannt und rief: "Hilfe, Hilfe – der
Wolf ist da!" Sofort bewaffneten sich wackere Männer mit Dreschflegeln und
Mistgabeln und eilten dem Schäfer zu Hilfe. Als sie ankamen, sagte ihnen der
Schäfer, er habe nur mal sehen wollen, ob er auch im Ernstfall mit der Hilfe der
Bauern rechnen könne. Kurz danach lief der Schäfer wieder auf die gleiche Weise
ins Dorf. Die Leute hielten es wieder für einen schlechten Scherz. Als jedoch
der Schäfer am Abend nicht zurückkam ging man hinaus. Man fand die ganze Herde
von Wölfen zerrissen. Vom Schäfer war außer den zerfetzten Kleidern keine Spur
mehr zu sehen. Zum Andenken an diese Begebenheit hat man das riesige Steinkreuz
setzen lassen, das heute noch im Volksmund das "Wolfskreuz" genannt wird..
(vgl. Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 433)
Der Hüffenhardter Franzosenstein –
Hüffenhardt
(III)
Auf
dem Weg von Hüffenhardt nach Siegelsbach, nicht weit vom Dorfausgang, steht ein
Denkstein mit zwei gekreuzten Pistolen und einem Reitersäbel. Der Stein stammt
aus schlimmen Zeiten. Im französischen Freiheitskrieg 1799 zogen 1500 Franzosen,
mit drei Kanonen von Obrigheim kommend, durch Hüffenhardt nach Wimpfen. Sie
erhoben von den Hüffenhardtern nicht nur eine drückende Steuer an Geld, sondern
auch an Hafer, Heu, Stroh, Brot und Fleisch. Am anderen Tag aber schon wurden
die Franzosen durch den kurpfälzischen General von Wrede, der von Wimpfen her
vorrückte, zurückgejagt bis Kälbertshausen und Aglasterhausen, wo sie noch drei
Wochen lang blieben. Bei diesen Kämpfen hatte der Gefreite Ignatius Ladislaus
einen französischen Husaren gefangen und an seinem Pferde angebunden.
Hinterrücks suchte der Gefangene sich eine Pistole zu verschaffen, um den
Österreicher zu erschießen. Leute, die auf dem Felde arbeiteten, sahen das und
konnten den Gefreiten noch rechtzeitig warnen. Der drehte sich blitzschnell auf
seinem Gaul herum, erkannte die Gefahr und griff nach dem Säbel, um den
Franzosen zu töten. „Grâce, grâce!" (Gnade, Gnade!) schrie der Bedrohte. Aber
der Österreicher verstand: cras (lat. = morgen) und erwiderte hart auf Latein
„Non cras, des hodie!" (Nicht morgen, sondern heute!) Damit spaltete er seinem
Gegner mit einem Hieb den Schädel entzwei. Die Sage will wissen, daß die beiden
Feinde Brüder gewesen seien, denn der Österreicher soll, nachdem er die Papiere
des Getöteten gelesen hatte, ganz außer sich geraten sein und manches zur Sühne
gestiftet haben, unter anderm auch den betreffenden Gedenkstein.
(Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 81)
Das Hebenkreuz. –
Mosbach (I) / OT Diedesheim
Im Wald an der alten Gemarkungsgrenze zwischen Diedesheim, Reichenbach und
Nüstenbach steht das „Hebenkreuz", ein rohes, niederes Flurkreuz aus rotem
Sandstein, das in einen großen Sockel eingelassen ist. Nach der Sage verdankt es
folgendem Vorfall seine Entstehung: Eine Hebamme aus Nüstenbach hatte in
Reichenbach einem Kind ans Licht der Welt verholten. Der Kindsvater aber war arm
und konnte sie nicht bezahlen. Gerne gab sie sich auch ohne Geld zufrieden. Auf
dem Heimweg wurde sie im Wald von einem Strauchdieb überfallen, der Geld von ihr
erpressen wollte. Sie beteuerte, keines erhalten zu haben. Der Mann aber glaubte
ihr nicht und brachte sie um. Zu Ehren der Hebamme wurde an der Stelle das „Hebenkreuz"
errichtet.
(Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 271)
Die Schäferkreuze bei Rumpfen
– Rumpfen (I / II) / OT von
Mudau
Zwischen Unterneudorf und Rümpfen stehen dort, wo der Weg von Steinbach her die
Straße kreuzt, drei alte Steindenkmäler: zwei Steinkreuze und dazwischen ein
Bildstock. Ein weiteres Steinkreuz findet sich nicht weit davon am Weg gegen
Hollerbach. Von diesen vier Denkmälern wird folgende Geschichte erzählt: Vor
Jahren hatten vier Schäferburschen bei Hollerbach ihren Pferch aufgeschlagen. Im
nahen Steinbach war „Kerwe" (= Kirchweih), und auch die vier Schäfer gingen hin
zum Tanz. Dort trafen sie ein schönes Mädchen, das aber ein „Luder" war und
gleich mit allen vieren anbändelte. Es dauerte nicht lange, und die Burschen
waren aufeinander eifersüchtig. Als sie spät in der Nacht heimwärts gingen,
gerieten sie darüber in Streit, welchem von den vieren das Mädchen am schönsten
getan hätte. Sie fielen übereinander her und schlugen sich, bis drei tot
liegenblieben. Der vierte schleppte sich noch hundert Meter weiter gegen
Hollerbach zu. Doch dann war auch er tot. Zur Erinnerung an diesen Vorfall
errichtete man dort, wo man am anderen Tag die Leichen gefunden hatte, die
„Schäferkreuze".
(vgl. Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 375)
Der Hutzelstein – 69427 Mudau / OT Scheidental
Bei Scheidental steht rechts der Straße nach Reisenbach, ein stückweit im
Wald und nahe der Gemarkungsgrenze zwischen beiden Dörfern, ein steinerner
Bildstock. Er wird „Hutzelstein" genannt, und nach ihm hat auch der umliegende
Wald seinen Namen. Die Sage erzählt von diesem Stein, daß früher zwei Buben, die
auf den nebenanliegenden Wiesen Kühe und Schafe hüteten, wegen einer Hutzel (=
Dörrobst) in großen Streit gerieten und im Laufe dieser Auseinandersetzung sich
durch Schläge und Fußtritte so schwer verletzten, daß beide an den Folgen
starben. An der Stelle dieses Vorfalles setzte man den Hutzelstein, auf dem eine
Hutzel, d. h. eine getrocknete Birne, eingemeißelt ist.
(Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 302)
Das Sühnekreuz im Bannholz – 69151 Neckargemünd / OT
Dilsberg, Rhein-Neckar-Kreis
Im Dilsberger Bannholz steht ein Kreuz. Dort soll ein Bruder den andern
totgeschlagen haben. Der eine war verarmt und verlumpt und lauerte auf der
Straße, um den ersten besten Wanderer zu überfallen und das Geld abzunehmen.
Der erste, der vorbeikam, war sein Bruder, der vor vielen Jahren als Geselle
auf Wanderschaft gegangen war und sich eine schöne Summe Geld verdient hatte.
Den schlug er tot. Aus den Papieren sah er, daß es sein eigener Bruder war. Aus
Reue und zur Sühne hat er von dem Geld ein Kreuz errichten lassen.
(Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 230)
Das Lauerskreuz –
Neckargerach /
OT Lauerskreuz
Bei Neckargerach, hart an der Straße zur Siedlung Lauerskreuz, steht ein
Steinkreuz, das dem Gewann den Namen gegeben hat. Vor Jahren stand es noch
weiter oben, wurde aber vom Reichsarbeitsdienst, der den Wald dort rodete,
hierher versetzt. In einem benachbarten Dorf, so erzählt man sich, lebte einst
die wohl angesehene Familie Lauer. Als der Bauer gestorben war, heiratete ein
Fremder in den Hof. Der neue Besitzer vertrug sich nicht mit seinem Stiefsohn,
und es kam immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen beiden.
Schließlich war es soweit, daß der Alte den Jungen aus dem Haus wies. Rache
schwörend verließ der letztere die Heimat und nahm Kriegsdienste an. Dann war er
verschollen. Kein Mensch dachte mehr an seine Rückkehr.
Eines Tages – die Napoleonischen Feldzüge waren vorüber – tauchte er in der
Gegend wieder auf. Der Stiefvater, dem die Kunde auch zu Ohren kam, ahnte
Unheil. Er irrte durch das Seebachtal, wurde von dem jungen Lauer aber
aufgespürt, niedergeschlagen und mit den Füßen an den Schweif seines Pferdes
gebunden. Schnaubend mußte das Tier den so unmenschlich gequälten Greis gegen
Schollbrunn den Berg hinauf durch den Wald schleifen.
Am Platz, da er den entseelten Alten liegen ließ, mußte der Mörder aus einer
Steinplatte ein Kreuz hauen. Welches Schicksal ihn selber danach ereilte, bleibt
der Phantasie jedes einzelnen überlassen.
(Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 247)
Das Gräfelskreuz –
69226 Nussloch / Rhein-Neckar-Kreis
An der alten Bruchsaler Straße bei Nußloch, nahe der Wieslocher
Gemarkungsgrenze, steht ein altes Sandsteinkreuz, das von den Leuten „Griwwelskreiz"
genannt wird. Seine Entstehung soll es folgendem Vorfall verdanken: Vor vielen
Jahren kamen ein paar Buben auf den Gedanken, „Uffhenkerles" zu spielen. Einer
machte den Richter, ein anderer den Henker und ein dritter den Verurteilten, den
man zum Spaß an einen Nußbaum hängte. Da tauchte plötzlich ein Hase auf, der
hinkte und leicht zu fangen schien. Die Buben sprangen dem Hasen nach, konnten
ihn aber nicht erwischen. Unterdessen starb der Junge am Baum, auf den niemand
mehr achtete. Es war der Teufel, der den verführerischen Hasen geschickt hatte.
Am Ort des Geschehens wurde als Sühne- und Mahnzeichen ein Kreuz gesetzt. Nach
dem unglücklichen Buben, der Graf hieß, wurde es zuerst „Gräfelskreuz" genannt.
(Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 166)
Die weiße Gestalt
Ein Nußlocher Bürger soll am „Griwwlskreiz" ein Erlebnis gehabt haben, das
noch gar nicht so lange her ist. Auf dem Nachhauseweg von der Tonwarenfabrik
Wiesloch kam er am „Griwwlskreiz" vorbei. Dort entdeckte er zu seinem Schrecken
eine weiße Gestalt mit langen Haaren. Das Mädchen fragte den Mann, ob er ein
Brot und ein Messer bei sich habe. „Nein", entgegnete er zögernd. Zugleich
fragte er die Gestalt, woher sie komme und was sie da mache, und sie antwortete:
„Ich bin die Magd aus der Mühle, die vor vielen Jahren abgebrannt ist". Kaum
hatte sie das gesagt, war sie auch schon in der Dunkelheit verschwunden.
(Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 167)
Die
Teufelsklinge bei Seckach – 74734
Seckach /
Neckar-Odenwald-Kreis
Um das Gebiet der "Teufelsklinge" bei Seckach hatten einst die Herren von
Bödigheim und die von Adelsheim einen großen Streit. Im Kampf trafen sie in der
Klinge aufeinander und töten sich gegenseitig. Daraufhin verfluchte ein Fräulein
von Adelsheim das Tal, weil hier der Teufel den Bruderkrieg geschürt hatte.
Seither wurde es "Teufelsklinge" genannt, und die Seelen der beiden Getöteten
mußten ruhelos darin umherwandern. Später kam Markgraf Bernhard von Baden in die
Gegend. Der fromme Ritter segnete mit seinem Schwert das Tal und weihte es zum
"Tal des Friedens". Dann zog er weiter, um das Land vor den Türken zu bewahren.
Nach vielen Hundert Jahren, etwa im Jahr 1850, brach erneut ein Streit um die
Klinge aus. Zwei Schäfer stritten sich dort um das Weideland. Dann aber
erkannten sie, daß der Klingeteufel wieder Haß säen wollte. Sie versöhnten sich
und stifteten ein Steinkreuz, das noch heute am Weg nach Schlierstadt steht.
(aus: Peter Assion - "Weiße Schwarze Feurige
- Sagen aus dem Frankenland", Badenia Verlag Karlsruhe, 1972, S.167, Nr. 195)
Das Vitus-Kreuz bei Zeutern –
76698 Ubstadt-Weiher (IV) / OT Zeutern / Kreis Karlsruhe
In der Nähe der „Waldmühle", rechter Hand in Richtung Odenheim, steht auf einem
Feldrain im Gewann „Dorfacker", umgeben von Sträuchern und Hecken, ein
Steinkreuz, das Vitus-Kreuz, bei der Dorfbevölkerung als „Viteles-Kreuz"
bekannt. Die eingemeißelten drei Zeichen, die vermutlich Beil, Rad und Schuh
darstellen, werden im Volksmund als Brote gedeutet. Daran rankt sich folgende
Sage: Zwei Handwerksburschen, ein Bäcker- und ein Metzgergeselle, waren auf
Wanderschaft. Ihr Hunger war groß und ihre Wegzehrung nur noch gering. Im Streit
um das letzte Brot sollen sie sich gegenseitig so übel zugerichtet haben, daß
beide erschlagen am Ort der Auseinandersetzung liegenblieben.
(vgl. Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 108)
Das Steinkreuz am Müllerpfad –
Waldbrunn
(VI), OT Weisbach
Von der Weisbacher Mühle ging vor vielen, vielen Jahren eine Magd jeden Abend in
die Spinnstube ins Dorf. Als eines Abends ein schweres Gewitter am Himmel stand,
warnte sie der Müller, nicht fortzugehen. „Und wenn der Teufel kommt, so gehe
ich doch", sagte sie und eilte weg. Nachdem sie den halben Weg zurückgelegt
hatte, glaubte sie, jemand hinter sich zu hören. Sie lief aber ungestört weiter.
Kurz darauf fiel sie, vom Blitzschlag getroffen, tot zu Boden. Am nächsten
Morgen wurde sie an der Stelle gefunden, wo heute ein Kreuz zur Erinnerung
steht.
(vgl. Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 290)
Der dreifüßige Hase – 69168 Wiesloch
/ Rhein-Neckar-Kreis
Zwischen Baiertal und Wiesloch saß jede Nacht auf dem ehemaligen Hohlwege am
Kreuzstein ein dreifüßiger Hase, der demjenigen Glück bringen sollte, dem es
gelingt, ihn zu fangen. Ein kleiner, buckliger Schuster, der von dem
glückbringenden Hasen gehört hatte, wollte sein Glück versuchen. Er wartete
geduldig, bis er den Hasen erblickte. Mit den Worten: „Halt, Häslein, du bist
mein", sprang das Schusterlein auf den Hasen zu. Im gleichen Augenblick war das
Häschen verschwunden. Auf dem Rücken des Männleins hing ein Sack, den er neben
seinem Buckel auch noch tragen mußte, und der immer schwerer und schwerer wurde.
Endlich, als der Schuster unter der Last fast zusammenbrach, fiel der Sack nach
einer halben Stunde mit einem hörbaren Plumps von seinem Rücken, und aus der
Erde rief eine Stimme mit gellendem Lachen: „Nun kannst du dich glücklich
schätzen, daß du nur eine Last auf deinem Rücken tragen mußt"
(Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 52)
Der Sonntagsschänder –
69118 Heidelberg,
OT Ziegelhausen
Gegenüber dem Dorfbrunnen in Ziegelhausen steht in einer Mauernische ein hohes
steinernes Wegkreuz aus dem Jahre 1478. Auf seinem Pfeiler ist ein Abgestürzter
mit einer langen Stange in der Hand unter einem Nußbaum dargestellt. Dieser soll
sonntags, während die Bewohner zur Kirche gingen, Nüsse geschwungen haben. Als
er sich auf dem Baum wegen dreier Nüsse zu weit hinauswagte, stürzte er ab und
blieb mit gebrochenem Genick unter dem Baume liegen. So fanden ihn die
zurückkehrenden Kirchgänger und erblickten darin die Strafe des Himmels für
seine Sonntagsschändung.
(vgl. Peter Assion u.a.:
Das pfälzisch-fränkische Sagenbuch,
1983, Ziff. 219)
(zusammengestellt und bearbeitet von
Rudolf
Wild, Annweiler-Queichhambach)
– aktualisiert am 06.03.2020 –