Historische Grenzsteine bei Wernersberg
– ein Protokoll zur  Grenzbegehung am 20.4.2002 –

Um 9:00 h trafen sich 15 interessierte Wanderer und ein Dalmatiner an der Wernersberger Kapelle, um an der letzten Etappe des Wernersberger Grenzumgangs teilzunehmen.
Bürgermeister Helmut Heller begrüßte die Teilnehmer. Wanderführer Anton Öhl erläuterte, dass unter Berücksichtigung der schwierigen Steigungsstrecken an Heischberg und Höllenberg die Wanderroute entgegengesetzt zu den voran gegangenen Umgängen festgelegt wurde und deshalb an der gleichen Stelle wie vor zwei Jahren begonnen werde.
Nach 1,2 km erreichten wir die Gemarkungsgrenze an der Stelle, wo Wernersberg an die Gemarkungen von Völkersweiler und Lug stößt. Hier erläuterte Vermessungsingenieur Herbert Schwarzmüller den komplizierten Grenzverlauf. Der Dreimärker steht nämlich 120 m weiter und eine spitzwinklig-dreieckige Fläche des dorthin führenden Weges gehört zu Wernersberg. Herr Schwarzmüller erläuterte, dass die Situation damit zu erklären sei, dass man früher alte markante Steine zur Abmarkung wählte. Die Wege waren früher keine eigenständigen Grundstücke, da von ihnen keine Grundsteuer erhoben werden konnte. – 
Denkbar ist, dass die Wernersberger Gemarkung an dieser Stelle früher weiter nach Süden ging und die alte Grenze der Kammlinie des Foß-Bühls folgte. Der Dreimärker müsste demnach der Grenzpunkt Nr. 30 der Urkunde von 1611 sein. –
Wir folgten der heutigen Gemarkungsgrenze in Richtung Geiersteine so gut es ging, denn stellenweise war das Unterholz undurchdringlich. Etwas oberhalb des Wanderweges „grün-blauer Strich“ fanden wir den ersten Grenzstein, der jedoch keine Inschriften trägt. Das Anbringen von Inschriften war schließlich mit höheren Aufwendungen verbunden, die man sich in einer kleinen ländlichen Gemeinde wie Wernersberg – auch in früherer Zeit – nicht leisten konnte.
Die Standorte der aufgefundenen Grenzsteine wurden von Herrn Schwarzmüller in der Flurkarte vermerkt, an dieser Stelle soll daher nur auf besonders markante Steine näher eingegangen werden. Etwas südlich der Gemarkungsgrenze fanden wir am Fußpfad einen Stein, in den ein kleines „ö“ eingemeißelt ist – das Zeichen der Familie Öhl. Der L-förmige Weiser auf dem Kopf des Steins kennzeichnet den Verlauf des Völkersweiler Gemeindewaldes auf Luger Gemarkung.
Etwa 50 m östlich der Geiersteine ist auf dem Felsvorsprung ein Kreuz eingemeißelt. Ist dies das Kreuz, das 1611 als Grenzpunkt Nr. 31 erwähnt wird?
Am Geierstein fiel eine Ausmeißelung auf, die anscheinend einmal überdacht war und angeblich im 2. Weltkrieg als Beobachtungsposten diente.
Auf dem Kamm zwischen Hornstein und Heischberg steht ein Grenzstein, der auf Nord- und Südseite mit „E / 1766“ beschriftet ist. Eine Fahnensignatur in der Flurkarte zeigt, dass dieser Stein als Basispunkt der Vermessung gedient haben muss. Am Grenzknick 10 m weiter gibt es keinen Grenzstein, wahrscheinlich stand hier der 1611 erwähnte Stein Nr. 32.
Von hier ging es steil die Grenzschneise hinunter ins Weidental – 100 m weiter nördlich auf dem alten Zick-Zack-Pfad wäre es wohl bequemer zu laufen gewesen.
Bevor wir den Fahrweg erreichen, kommen wir zu einem Grenzstein, neben dem ein alter Stein mit einem steht – möglicherweise der Stein Nr. 33 aus der Urkunde von 1611.
Im unteren Bereich des Weidentals verläuft östlich des heutigen Fahrweges noch eine ältere Wegetrasse, die allerdings nicht mehr begehbar ist.
Die Grenze folgt dem Fahrweg bis zur Kreisstraße 65, wo sie auf  50 m Länge dem Verlauf des Dimbachs folgt. Dort mündet der Kieselbach, der auf der nördlichen Talseite verläuft und auf 400 m Länge die Grenze markiert. An den Fischteichen springt die Grenze ein wenig nach Norden und verläuft am Rand der Wiese bis zum Talende. Die 1611 erwähnten Flurnamen wie Laubenholz und Bocksbrunnen sind heute nicht mehr geläufig.  Ein paar der hier gefundenen Grenzsteine sehen aus, als seien sie schon mal von Sonntagsjägern als Zielscheibe benutzt worden.

Steil und anstrengend ging es hoch zum Höllenberg. Der Fahrweg in 330 m Höhe endete früher an der Luger Gemarkungsgrenze und wurde erst vor drei Jahren auf Wernersberger Gemarkung ausgebaut. Zeitgleich mit dem Verpflegungsfahrzeug kamen wir am Treffpunkt an. Das von Bürgermeister Heller gestiftete Essen wurde diesmal von Webmaster Markus Spies angeliefert. Mit Riesling und -Schorle wurden die Lebensgeister wieder geweckt.

Nach der Pause ging es das letzte Stück hinauf zum Kamm des Höllenberges. Der Fußweg war bequemer als der steile Aufstieg entlang der Grenze, auch wenn man 100 m östlich des Dreimärkers zum Kammweg kam. Der Dreimärker zur Grenze von Lug und Spirkelbach fehlte allerdings – er hätte 17 m südlich des Grenzsteins Nr. 73 stehen müssen. Vielleicht stand bei Errichtung der Spirkelbacher Grenzsteine noch der in der Urkunde von 1611 erwähnte Stein Nr. 41.
Die Grenzsteine auf dem Kamm des Höllenbergs tragen auf ihrer Nordwestseite die Inschriften SP (= Spirkelbach), GW (= Gemeinde-Wald) und eine fortlaufende Nummer. Die anderen drei Seiten sind unbeschriftet. Die Steine messen im Querschnitt 30*30 bis 35*40 cm und sind überwiegend zwischen 70 und 90 cm hoch. Als Besonderheit ist anzumerken, dass die Nummer der Steine mit der in der Flurkarte übereinstimmt.
Beim Stein Nr. 58 erreichten wir den höchsten Punkt des Höllenberges mit 455 m, der als Klingelkopf bezeichnet wird. Hier fanden wir den Rest eines bayrischen Niveausteines aus dem Jahr 1839 – ein Vorläufer der trigonometrischen Punkte. Diese Steine maßen im Querschnitt einen bayrischen Fuß und waren meist drei Fuß hoch.
Beim Stein Nr. 50 endete der Höhenrücken des Höllenberges und es ging steil bergab zum Stein Nr. 49 oberhalb des Ferkelsteines. Vom Ferkelstein aus genossen wir noch den Ausblick, bevor es ohne Pfad steil bergab ging bis zum Stein Nr. 48, an dem auch des letztjährige Grenzwanderung geendet hatte.
Für eine letzte kurze Rast mit Dankesworten des Bürgermeisters zauberte Gerhard Öhl noch eine Flasche Riesling und eine Tafel Schokolade für die Allgemeinheit aus dem Rucksack. Die Frage, wie weit wir an diesem Tag gewandert sind, konnte vor Ort nicht geklärt werden. Die Antwort soll deshalb an dieser Stelle nachgeholt werden. Es waren etwa 9,5 km, davon 7 km entlang der eigentlichen Grenze – das mag wenig klingen, aber die Schwierigkeit lag in den großen Höhenunterschieden, die hier als Höhenprofil dargestellt werden sollen.
Auf dem Rückweg nach Wernersberg wurde dann gegen 16:00 Uhr noch erörtert, ob der nächste Grenzumgang in zwei oder erst in drei Jahren stattfinden soll.
 

Text: Rudolf Wild, Queichhambach

Übrigens: Ein Erinnerungsphoto von der Grenzbegehung finden Sie auf der Homepage von Wernersberg unter der Rubrik Geschichte(n)


 
<< zurück
Seitenbeginn
Heimatkunde
Wernersberg