Um 9:00 h trafen sich 15 interessierte Wanderer und ein Dalmatiner an
der Wernersberger Kapelle, um an der letzten Etappe des Wernersberger Grenzumgangs
teilzunehmen.
Bürgermeister Helmut Heller begrüßte die Teilnehmer.
Wanderführer Anton Öhl erläuterte, dass unter Berücksichtigung
der schwierigen Steigungsstrecken an Heischberg und Höllenberg die
Wanderroute entgegengesetzt zu den voran gegangenen Umgängen festgelegt
wurde und deshalb an der gleichen Stelle wie vor zwei Jahren begonnen werde.
Nach 1,2 km erreichten wir die Gemarkungsgrenze an der Stelle, wo Wernersberg
an die Gemarkungen von Völkersweiler und Lug stößt. Hier
erläuterte Vermessungsingenieur Herbert Schwarzmüller
den komplizierten Grenzverlauf. Der Dreimärker steht nämlich
120 m weiter und eine spitzwinklig-dreieckige Fläche des dorthin führenden
Weges gehört zu Wernersberg. Herr Schwarzmüller erläuterte,
dass die Situation damit zu erklären sei, dass man früher alte
markante Steine zur Abmarkung wählte. Die Wege waren früher keine
eigenständigen Grundstücke, da von ihnen keine Grundsteuer erhoben
werden konnte. –
Denkbar ist, dass die Wernersberger Gemarkung an dieser Stelle früher
weiter nach Süden ging und die alte Grenze der Kammlinie des Foß-Bühls
folgte. Der Dreimärker müsste demnach der Grenzpunkt
Nr. 30 der Urkunde von 1611 sein. –
Wir folgten der heutigen Gemarkungsgrenze in Richtung Geiersteine so
gut es ging, denn stellenweise war das Unterholz undurchdringlich. Etwas
oberhalb des Wanderweges „grün-blauer Strich“ fanden wir den ersten
Grenzstein, der jedoch keine Inschriften trägt. Das Anbringen von
Inschriften war schließlich mit höheren Aufwendungen verbunden,
die man sich in einer kleinen ländlichen Gemeinde wie Wernersberg
– auch in früherer Zeit – nicht leisten konnte.
Die Standorte der aufgefundenen Grenzsteine wurden von Herrn Schwarzmüller
in der Flurkarte vermerkt, an dieser Stelle soll daher nur auf besonders
markante Steine näher eingegangen werden. Etwas südlich der Gemarkungsgrenze
fanden wir am Fußpfad einen Stein, in den ein kleines „ö“
eingemeißelt ist – das Zeichen der Familie Öhl. Der L-förmige
Weiser auf dem Kopf des Steins kennzeichnet den Verlauf des Völkersweiler
Gemeindewaldes auf Luger Gemarkung.
Etwa 50 m östlich der Geiersteine ist auf dem Felsvorsprung ein
Kreuz eingemeißelt. Ist dies das Kreuz, das 1611 als Grenzpunkt
Nr. 31 erwähnt wird?
Am Geierstein fiel eine Ausmeißelung auf, die anscheinend einmal
überdacht war und angeblich im 2. Weltkrieg als Beobachtungsposten
diente.
Auf dem Kamm zwischen Hornstein und Heischberg steht ein Grenzstein,
der auf Nord- und Südseite mit „E / 1766“ beschriftet ist.
Eine Fahnensignatur in der Flurkarte zeigt, dass dieser Stein als Basispunkt
der Vermessung gedient haben muss. Am Grenzknick 10 m weiter gibt es keinen
Grenzstein, wahrscheinlich stand hier der 1611 erwähnte Stein
Nr. 32.
Von hier ging es steil die Grenzschneise hinunter ins Weidental – 100
m weiter nördlich auf dem alten Zick-Zack-Pfad wäre es wohl bequemer
zu laufen gewesen.
Bevor wir den Fahrweg erreichen, kommen wir zu einem Grenzstein, neben
dem ein alter Stein mit einem ‡ steht –
möglicherweise der Stein Nr. 33 aus
der Urkunde von 1611.
Im unteren Bereich des Weidentals verläuft östlich des heutigen
Fahrweges noch eine ältere Wegetrasse, die allerdings nicht mehr begehbar
ist.
Die Grenze folgt dem Fahrweg bis zur Kreisstraße 65, wo sie auf
50 m Länge dem Verlauf des Dimbachs folgt. Dort mündet der Kieselbach,
der auf der nördlichen Talseite verläuft und auf 400 m Länge
die Grenze markiert. An den Fischteichen springt die Grenze ein wenig nach
Norden und verläuft am Rand der Wiese bis zum Talende. Die 1611 erwähnten
Flurnamen wie Laubenholz und Bocksbrunnen sind heute nicht mehr geläufig.
Ein paar der hier gefundenen Grenzsteine sehen aus, als seien sie schon
mal von Sonntagsjägern als Zielscheibe benutzt worden.
Steil und anstrengend ging es hoch zum Höllenberg. Der Fahrweg
in 330 m Höhe endete früher an der Luger Gemarkungsgrenze und
wurde erst vor drei Jahren auf Wernersberger Gemarkung ausgebaut. Zeitgleich
mit dem Verpflegungsfahrzeug kamen wir am Treffpunkt an. Das von Bürgermeister
Heller gestiftete Essen wurde diesmal von Webmaster Markus Spies
angeliefert. Mit Riesling und -Schorle wurden die Lebensgeister wieder
geweckt.
Nach der Pause ging es das letzte Stück hinauf zum Kamm des Höllenberges.
Der Fußweg war bequemer als der steile Aufstieg entlang der Grenze,
auch wenn man 100 m östlich des Dreimärkers zum Kammweg kam.
Der Dreimärker zur Grenze von Lug und Spirkelbach fehlte allerdings
– er hätte 17 m südlich des Grenzsteins Nr. 73 stehen müssen.
Vielleicht stand bei Errichtung der Spirkelbacher Grenzsteine noch der
in der Urkunde von 1611 erwähnte Stein Nr.
41.
Die Grenzsteine auf dem Kamm des Höllenbergs tragen auf ihrer
Nordwestseite die Inschriften SP (= Spirkelbach), GW (= Gemeinde-Wald)
und eine fortlaufende Nummer. Die anderen drei Seiten sind unbeschriftet.
Die Steine messen im Querschnitt 30*30 bis 35*40 cm und sind überwiegend
zwischen 70 und 90 cm hoch. Als Besonderheit ist anzumerken, dass die Nummer
der Steine mit der in der Flurkarte übereinstimmt.
Beim Stein Nr. 58 erreichten wir den höchsten Punkt des Höllenberges
mit 455 m, der als Klingelkopf bezeichnet wird. Hier fanden wir den Rest
eines bayrischen Niveausteines aus dem Jahr 1839 – ein Vorläufer der
trigonometrischen Punkte. Diese Steine maßen im Querschnitt einen
bayrischen Fuß und waren meist drei Fuß hoch.
Beim Stein Nr. 50 endete der Höhenrücken des Höllenberges
und es ging steil bergab zum Stein Nr. 49 oberhalb des Ferkelsteines. Vom
Ferkelstein aus genossen wir noch den Ausblick, bevor es ohne Pfad steil
bergab ging bis zum Stein Nr. 48, an dem auch des letztjährige Grenzwanderung
geendet hatte.
Für eine letzte kurze Rast mit Dankesworten des Bürgermeisters
zauberte Gerhard Öhl noch eine Flasche Riesling und eine Tafel
Schokolade für die Allgemeinheit aus dem Rucksack. Die Frage, wie
weit wir an diesem Tag gewandert sind, konnte vor Ort nicht geklärt
werden. Die Antwort soll deshalb an dieser Stelle nachgeholt werden. Es
waren etwa 9,5 km, davon 7 km entlang der eigentlichen Grenze – das mag
wenig klingen, aber die Schwierigkeit lag in den großen Höhenunterschieden,
die hier als Höhenprofil
dargestellt werden sollen.
Auf dem Rückweg nach Wernersberg wurde dann gegen 16:00 Uhr noch
erörtert, ob der nächste Grenzumgang in zwei oder erst in drei
Jahren stattfinden soll.
Übrigens: Ein Erinnerungsphoto von der Grenzbegehung finden Sie auf der Homepage von Wernersberg unter der Rubrik Geschichte(n)
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