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Rudolf Wild Die Bindersbacher GemarkungBindersbach gehört seit 1956 zur Gemarkung Annweiler, und so ist die alte Gemarkungsgrenze in den handelsüblichen Karten nicht mehr eingetragen. Diese beginnt an der Trifelsstraße östlich der Kletterhütte und verläuft am Rand des Bannenberges, vorbei am Kurhaus überquert sie das Kurtal und folgt dem steilen Tal bis zu den Schlossäckern. Das Gelände am heutigen Trifels-Parkplatz kam erst mit dem Bau der Trifelsstraße zu Annweiler. Im weiteren Verlauf folgt die Grenze mehr oder weniger der Trifelsstraße bis zum Ausgangspunkt – streckenweise gekennzeichnet durch Grenzsteine, die mit „KW“ beschriftet sind. Es sind keine eigentlichen Gemarkungsgrenzsteine, sondern sie bezeichnen den „Königlichen Wald“ der bayrischen Zeit. Bei der Annweilerer Grenzbeschreibung von 1777 wies die Grenze zwischen den Schlossäckern und dem Dreimärker am Parkplatz der Kletterhütte noch einen fast geraden Verlauf auf, doch von den damaligen Grenzsteinen sind nur noch wenige erhalten. Erwähnenswert ist der alte Dreimärker zwischen Bindersbach, Annweiler und Leinsweiler, bei dem noch Teile der Jahreszahl 1544 erhalten sind. [1] Die Bindersbacher nahmen am Grenzumgang von 1777 nicht teil – aus Protest wegen Grenzstreitigkeiten, die sie mit dem Nachbarn Leinsweiler hatten. Es ging dabei um eine Waldfläche, die fast so groß ist wie die verbliebene Gemarkung Bindersbach. Der Verlauf der alten Grenze wird uns in einer Urkunde von 1604 überliefert – in einer Abschrift aus dem Jahr 1778, die wohl in Zusammenhang mit den genannten Streitigkeiten entstand. [2] Extractus Daß vorstehender Extract, aus dem, auf dem fürst[lichen] Archiv befindlichen Original fidelites extrahiret, wird andurch unter Vordruckung des gewöhnlichen Reg[ierun]gs-Insiegels, beurkundet. Wertheim (…?). 27. Jan[uar] 1778 Fried:
Adam Oedern […?] Aus der Urkunde allein lässt sich der alte Grenzverlauf nicht richtig nachvollziehen. Auch wird weder Form noch Beschriftung der Grenzsteine überliefert. Auch die Karten des 18. Jahrhunderts, in denen der Grenzverlauf angedeutet ist, können nur als grobe Orientierung dienen, da es zu dieser Zeit noch kein zuverlässiges Vermessungswesen gab. Bei einer Karte von 1790 [3] mit der Angabe „Maasstab von 60 Ruthen“ = 15 cm lässt sich das zwar auf ca. 1:1330 umrechnen, die Darstellung ist jedoch weder längen- noch winkeltreu. Etwas realistischer ist da die Angabe auf einer anderen Karte: „Ohngefehrer Riß nach Schritten.“ [4] Dennoch soll versucht werden, den Verlauf der alten Grenze nachzuvollziehen. Die Beschreibung beginnt am Dreimärker östlich der Kletterhütte, wo als Vorläufer des Fünfwundenkreuzes[5] ein Bildstock erwähnt wird. Die Grenze folgt zunächst dem Verlauf der Annweilerer Grenze von 1777. Der 3. Stein dürfte der Stein mit der Nummer 54 im Hang oberhalb des Kurhauses sein, der auf seiner Südseite ein „B“ als altes Bindersbacher Gemarkungszeichen trägt. Der 4. Stein stand wohl im Bereich des Kurhauses und dürfte dem Stein Nr. 51 entsprochen haben, der gemäß der Annweilerer Grenzbeschreibung die Jahreszahl 1604 trug. [6] Jenseits der Schlossäcker dürfte die Bindersbacher Grenze bis zur Haagwiese der Annweilerer Grenze entsprochen haben. Von dort verlief sie in fast gerader Linie zum Förlenberg. Beim 10. Stein kreuzt sie den „Ranschbacher Weg“. Dies dürfte die Verbindung zwischen Ahlmühle und Zollstock gewesen sein, wobei es hier verschiedene Trassen gegeben hat, die teilweise noch als Hohlwege im Gelände zu erkennen sind. Die an dieser Stelle verwendete Formulierung „mit dem Bischoffen“ dürfte sich darauf beziehen, dass das angrenzende Gelände damals zum Bistum Speyer gehörte. Vom Gipfel des Förlenberges geht es hinunter zum 15. Stein. Mit dem „Großen Felsen“ ist der Slevogtfels gemeint, auf dessen vorderster Felsplatte noch ein altes Kreuz zu erkennen ist. Der 16. Stein stand wohl an der alten Straße, die von der Ahlmühle zum Slevogthof führt und von Christmann als „Römerstraße“ eingestuft wird.[7] Hier treffen wir auf Grenzsteine der alten Leinsweilerer Grenze, die die Jahreszahl 1762 tragen. Zu diesem Zeitpunkt muss der strittige Waldbezirk von ca. 400 Morgen Fläche wohl noch zu Bindersbach gehört haben. Von dem Fadenbrünnel und der Viehtränke beim 18. Stein oberhalb der Glockenwiese ist nur noch eine feuchte Stelle im Gelände erhalten. Die Grenzsteine des Ilbesheimer Waldes, die wir in diesem Bereich finden, tragen die Bezeichnung „RB GW“, was wohl als „Rothenburger Geraide“ zu interpretieren ist. Zwischen dem 19. und dem 20. Stein überquert die Grenze einen Weg, der in den alten Karten als „Hohe Straße“ oder „Weg von dem Windhof auf das Land“ bezeichnet wird. Reste dieser Straße finden wir noch als Hohlweg zwischen Windhof und Rehberg. [8] Bei der in der Grenzbeschreibung erwähnten Mauer beim 20. Stein dürfte es sich um einen alten Lesesteinwall handeln, der noch heute im Gelände zu erkennen ist. Die Waldrohrbacher Grenzbeschreibung von 1523 erwähnt an gleicher Stelle einen „Markstein, der da stehet in der Steinmauern.“[9] Der letzte Abschnitt beschreibt die Grenze zu Waldrohrbach, das damals zum Bischöflich Speyrischen Amt Madenburg gehörte. Unterhalb des Rehberges finden wir auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt eine Reihe von Grenzsteinen, die mit „KW“ gekennzeichnet sind. Aus dem Rahmen fällt der etwas größere Stein Nr. 23, der auf seiner Nordseite mit einem „B“ bezeichnet ist und möglicherweise dem 22. Stein der Grenzbeschreibung von 1604 entspricht. Zu erwähnen ist auch der Grenzstein am Windhof, der die Inschrift „1726 / IAKOB / HELFRICH“ trägt. Er erinnert an den damaligen Pächter des Windhofes, den Förster Jacob Helfferich zu Cleeburg.[10] [1] vgl. Wild, Rudolf: Die Annweilerer Grenzbeschreibung von 1777. Ein zeitgenössisches Dokument aus heutiger Sicht. Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, 101. Jg. 2003, S. 223–226. [2] Staatsarchiv Wertheim, R 78, 733 – und Stadtarchiv Annweiler A I, 236. Der handschriftliche Urkundentext des „Extractus-Bindersbacher Gräntz-Beschreibung de Anno 1604“ wurde buchstäblich übertragen von Arthur Bauer, Bindersbach, unterstützt von Willi Schneider, Bindersbach. [3] LA Speyer Best. WW 1 Nr. 1259. [4] LA Speyer 5135 IV/31 und 5136/31, STAWT – RK 684 / StA Annweiler, A I 236 V, von Gérard Salmon montiert im Maßstab ca. 1:1730. [5] Das Kreuz wurde bei einem Verkehrsunfall im Februar 2003 stark beschädigt und im November 2005 neu aufgestellt. Im Zuge der Restaurierung kam am Sockel die Jahreszahl 1862 zum Vorschein. [6] Wild 2003, S. 226. [7] vgl. Christmann, Ernst: Trifels und Neukastel entstanden an ehemaligen Römerstraßen. Pfälzer Heimat 11.Jg. 1960, S. 41 – 47 [8] vgl. Rudolf Wild: Alte Wege führen zum Trifels. Eine Spurensuche rund um Annweiler. Heimat-Jahrbuch 2000 des Landkreises Südliche Weinstraße 22. Jg. 1999, S. 170 – 173. [9] Übel, Rolf: Ersturkundliche Erwähnung und Dorfgeschichte bis zur Französischen Revolution. In: 700 Jahre Waldrohrbach. Festschrift zum Ortsjubiläum, Waldrohrbach 1999, S. 15. [10] vgl: Hans Heinz Diehlmann: Der Windhof, Gemeinde Leinsweiler, Sonderdruck aus den Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 86. Band, Speyer 1988, S. 129 – 142.
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